Freiraumkonzept
© Herzog & de Meuron, VOGT Landschaftsarchitekten
Grüne Stadt am Wasser
Für viele Stadtbewohner:innen hängt die Lebensqualität ihres Viertels nicht zuletzt von der Attraktivität der Parks, Plätze und sonstigen Freiräume in ihrer Nachbarschaft ab: Je höher die Qualität der Freiräume, desto lebenswerter der Stadtteil. Gerade in dicht bebauten Innenstadtquartieren herrscht oft ein Mangel an qualitätsvollen Freiflächen. Auf dem Grasbrook soll das anders werden.
Schon in den ersten Skizzen der Planungsteams aus dem Wettbewerblichen Dialog war der hohe Stellenwert der Freiflächen zu erkennen – trotz begrenzter Fläche auf der lang gestreckten Halbinsel zwischen Elbufer und Moldauhafen. In der verabschiedeten Funktions- und Freiraumplanung werden eine ganze Reihe kleiner und großer Parks und Grünräume den Stadtteil prägen und dabei sehr vielseitig gestaltet und nutzbar sein.
Besonderer Bestandteil des abwechslungsreichen Grünflächensystems sind die vorhandenen Orte der Stadtnatur mit ihren Süßwasserwattflächen im Moldau- und Saalehafen, „wilden“ grünen Uferzonen und kleinen Wäldchen, wo sich die Natur ehemals hafenwirtschaftlich genutzte Flächen zurückgeholt hat.
Die vielfältigen Freiräume fördern Erholung, Sport und den Austausch der Menschen untereinander. Gleichzeitig sind sie aus stadtklimatischer und ökologischer Sicht wichtig, denn mit ihrem großen Anteil unversiegelter Flächen stellen sie einen elementaren Bestandteil des Regenwassermanagements dar.
Die öffentlichen Freiräume auf dem Grasbrook und ihre Vernetzung © büro luchterhandt & partner
Grün oder städtisch: vielfältige Plätze für den neuen Stadtteil
Wichtigster und größter Platz ist der zentrale Stadtplatz am Stadtteileingang mit der U-Bahn-Haltestelle, vielen Nahversorgungsangeboten und einer hohen Aufenthaltsqualität direkt am Wasser. Hinzu kommen der Vorplatz des Deutschen Hafenmuseums, der Uferplatz am Fähranleger ganz im Westen des Grasbrooks sowie ein großer Quartiersplatz im Hafentorquartier am Aufgang zur U4-Haltestelle. Ergänzt werden die vier großen Plätze durch eine Vielzahl kleinerer Quartiersplätze. Sie alle sind je nach Lage und Nutzung eher grün oder städtisch und sehen deshalb an der Elbe oder in den Parks anders aus als im Bereich der Hafenbecken und der historischen Lagerhäuser.
Uferwege und Promenaden an Elbe und Hafenbecken
Im Moldauhafenquartier werden die Promenaden am Elbufer und entlang des Moldauhafens zu attraktiven Wegen am Wasser, oft mit weitem Blick bis zur Elbphilharmonie und der Kulisse der HafenCity. Die Promenaden sind entscheidend für den Fuß- und Radverkehr und bieten zudem Raum für sportliche Aktivitäten. Eine Besonderheit des Grasbrooks sind die neuen Böschungen: Wo bislang hohe Mauern den Blick aufs Wasser versperrten und harte Steinschüttungen die Ufer darstellten, werden nun „weiche“ Ufer geschaffen und mit ufernahen Wegen oder – wie am Stadtplatz – mit Treppen zugänglich gemacht. So können die Menschen die wechselnden Wasserstände der Elbe und die Wattflächen erleben.
© Herzog & de Meuron, VOGT Landschaftsarchitekten
Parkanlagen und Grünzüge
Größte Grünfläche wird der fünf Hektar große zentrale Park im Moldauhafenquartier, der sich vom Stadtteileingang im Osten einmal quer über die nördliche Halbinsel bis zur Landspitze am Veddelhöft zieht. Dieser Park ist landschaftlich geprägt und bietet mit seinen verschiedenen Teilbereichen, Wiesen und Baumgruppen, Uferbereichen, Spiel- und Sportangeboten, Raum für vielfältige Nutzungen.
Kein „Park“ im klassischen Sinne ist hingegen der Hafenbeckenpark: Sein Zentrum stellt die mit der Tide wechselnde Wasser- und Wattlandschaft des quadratischen Hafenbeckens des Moldauhafens dar. Während auf seiner Südseite über die Jahre wertvolle Vegetation entstanden ist, wird das Nordufer als teilweise grüne Aufenthaltsfläche am Wasser gestaltet.
Die heute ausschließlich als Durchgangsstraße vom LKW-Verkehr genutzte Dessauer Straße wird in einen breiten Grünzug mit integrierten Sportflächen umgewandelt –in eine Art linearen Park. Weitere Grünzüge verknüpfen die Parks, Plätze und Wohnhöfe zu einem übergeordneten Freiraumsystem. So stellen im Moldauhafenquartier Grünzüge in Nord-Süd-Richtung fünf „grüne Finger“ dar und dienen als Wegebeziehungen von Ufer zu Ufer, von der Elbe zum Moldauhafen.
Aktivitätsbänder als Teil eines vielfältigen Freizeitangebots © Nikolai Benner
Spiel-, Sport- und Freizeitangebote
Eine große Vielfalt an Spielplätzen und freien Spielmöglichkeiten gibt es in den Parks und Grünzügen, an den Promenaden oder unter dem großen Dach. Darüber hinaus stehen Flächen wie der Schulhof der Grundschule und die Außenspielflächen der zahlreichen Kitas für Spiel und Bewegung zur Verfügung. Aber auch in den Höfen der Wohninseln oder im direkten Umfeld der Wohngebäude an der Elbe sind Spielplätze vorgesehen.
Auch die insgesamt gut ein Hektar umfassenden Sportflächen verteilen sich über den ganzen Grasbrook. Dazu zählen der große Sportplatz am Park, kleinere verstreute Sportfelder und punktuelle oder lineare Sportangebote wie Fitnessgeräte und Joggingrouten. Eine Sporthalle in der Grundschule und ein Sportzentrum sollen darüber hinaus entstehen, die auch von Sportvereinen genutzt werden können.
Eine Besonderheit ist das „urbane Aktivitätsband“, das als linearer öffentlicher Freiraum Moldauhafenquartier und Hafentorquartier verknüpft und über die Veddeler Brücke den Grasbrook mit der Veddel verbindet. Im Norden, unterhalb des Hochbahnviadukts, könnten ein Skatepark und ein Streetballfeld besondere Bewegungsmöglichkeiten bieten, im Park „Dessauer Straße“ Beachvolleyballfelder, Tischtennisplatten, ein Basketballfeld und ein Bolzplatz.
Orte und Routen des Sports auf dem Grasbrook und der Veddel © büro luchterhandt & partner
Das neue „Dach“ erinnert an das alte Schleppdach des Überseezentrums
Jahrzehntelang stand auf der nördlichen Halbinsel zwischen Elbe und Moldauhafen das 1967 eröffnete „Überseezentrum“, ein großer Sammel- und Verteilerschuppen mit einem Schleppdach, das einen wettergeschützten Warenumschlag am Wasser ermöglichte. Das imposante Dach prägte auch später noch lange den Ort und war von der benachbarten Veddel oder aus der S-Bahn gut zu sehen.
Aus Hochwasserschutzgründen und um mehr Platz für Wohnungen zu schaffen, musste das Überseezentrum weichen. Als Erinnerung an diesen besonderen Ort wird eine neue Dachkonstruktion entstehen, die städtebaulich einen eindrucksvollen Signet-Charakter haben wird. Das Dach bietet der Grundschule und dem angrenzenden Sportplatz eine wettergeschützte Fläche für Spiel und Sport. Hier können außerdem Wochenmärkte, Flohmärkte oder kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Das alte Schleppdach des Überseezentrums © André Dekker