Nutzungskonzept
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Stadt für alle
Der Grasbrook soll zu einem Stadtteil für alle werden – unabhängig von Einkommen, Alter und Herkunft. Mehr als ein Drittel der Wohnungen wird gefördert sein und so eine soziale Durchmischung ermöglicht. Ein Mix an Nutzungen und Angeboten zum Wohnen, Arbeiten und Leben sorgt für lebendige Vielfalt und Urbanität.
Neben Wohnungen und Arbeitsplätzen wird es auf dem Grasbrook auch Gastronomie, Kultur-, Sport- und Freizeitangebote und Einkaufsmöglichkeiten geben, dazu eine Grundschule, Kitas, medizinische Versorgung und vieles mehr. Eine Vielfalt an Arbeitsstätten soll dazu beitragen, dass Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Qualifikationen auf dem Grasbrook Arbeit finden.
Nutzungsverteilung
Stadtteil Grasbrook
gesamt: ca. 900.000
Moldauhafenquartier
gesamt: 457.000
Hafentorquartier
gesamt: 444.000
Nutzungsverteilung nach oberirdischer Bruttogeschossfläche in m²
Nutzungsverteilung auf dem Grasbrook © büro luchterhandt & partner
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Belebte Erdgeschosse
Der urbane Charakter des Grasbrooks entsteht nicht zuletzt durch Leben auf den Straßen und Plätzen.
Im Zentrum des Stadtteils am Stadtplatz finden sich Nahversorgung, Einzelhandel, Gastronomie, ärztliche Versorgung und Dienstleistungen. Ebenso zentral gelegen sind hier die Grundschule oder das nahe gelegene „Community Center“, das neben einer Bibliothek eine Stadtteilkantine und Räume für verschiedene Beratungsangebote und Veranstaltungen bieten könnte.
Auch in den beiden Wohnschwerpunkten, den „Wohninseln“ und den Häusern an der „Nordkante“, finden sich die Wohnungen grundsätzlich nur in den Obergeschossen. Je nach Lage und erwarteter Besuchsfrequenz können in den Erdgeschossen – etwa an der Elbpromenade oder am zentralen Park – beispielsweise Cafés oder Galerien einziehen. In den weniger frequentierten Lagen sind eher kleine Büros, ambulante Pflegedienste oder Beratungsangebote und Gemeinschaftsräume vorgesehen.
Im Gewerbestandort Hafentorquartier sollen die Erdgeschosszonen durch betriebliche oder öffentliche Kantinen, Showrooms, gläserne Produktionsstätten und Ähnliches belegt werden und so dazu beitragen, geschlossene Gebäudefronten zu vermeiden.
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Vielfältige Wohnformen
Eine sozial gerechte Stadt beruht auch auf dem Miteinander von Bevölkerungsgruppen verschiedener ethnischer und sozialer Herkünfte.
Der Grasbrook soll zu einem sozial durchmischten Stadtteil für alle werden – unabhängig von Einkommen, Alter und Herkunft. Von den rund 3.000 Wohnungen entstehen mindestens 35 Prozent als öffentlich geförderte Mietwohnungen, ein erheblicher Teil davon für vordringlich Wohnungssuchende. Bis zu 20 Prozent der Wohnungen werden für Baugemeinschaften vorgehalten.
Die verschiedenen Gebäudetypologien in den „Wohninseln“ und an der „Nordkante“ im Moldauhafenquartier ermöglichen eine hohe Flexibilität bei der Anzahl von Wohnungen, den Wohnungsgrößen und Grundrisskonzepten. Damit wird auch die Voraussetzung für unterschiedliche Bauherrenmodelle geschaffen: von freien Wohnungsunternehmen über genossenschaftliche Baugemeinschaften, soziale Träger, Stiftungen oder Genossenschaften. Neben der Diversität der künftigen Bewohnerschaft trägt dies auch zu einer abwechslungsreichen Architektur bei. Das Wohnungsangebot soll außerdem den Bestand der bestehenden Nachbarquartiere sinnvoll ergänzen, um beispielsweise Menschen von der Veddel neue Wohnangebote zu ermöglichen.
Unabhängig von der jeweiligen Wohnform werden durchgängig hohe Gebäudestandards und nachhaltige Bauweisen ebenso verbindlich wie ein komfortabler, barrierefreier Zugang zu den grünen Höfen oder Dächern für alle Bewohner:innen. Gemeinschaftsflächen im Gebäudeinneren, in den Höfen oder auf den Dächern sollen zudem Begegnungsorte schaffen und soziale Teilhabe fördern.
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Arbeitswelten auf dem Grasbrook
Das Hafentorquartier wird als zukunftsorientierter Gewerbe- und Bürostandort für emissionsarme hafenwirtschaftliche Nutzungen sowie für Forschung und Entwicklung, urbane Produktion und moderne Formen der Büroarbeit entwickelt.
Mit insgesamt 16.000 Arbeitsplätzen im gesamten Stadtteil werden wohnortnahe Arbeits- und Ausbildungsplätze auch für die Menschen aus den umliegenden Stadtteilen Veddel, Wilhelmsburg, Rothenburgsort und der HafenCity geschaffen. Hier sind handwerkliche Betriebe, Manufakturen, Dienstleistungsunternehmen und Start-ups ebenso willkommen wie Großbetriebe oder Forschungseinrichtungen. Bewusst werden verschiedenartige Arbeitsplätze für Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen angestrebt, um eine möglichst heterogene sozioökonomische Struktur zu erreichen.
Die drei denkmalgeschützten Lagerhäuser im Hafentorquartier sollen erhalten bleiben und für Pioniernutzungen etwa aus der Kultur und der Kreativwirtschaft geöffnet werden. Bei entsprechenden Sanierungs- und Umnutzungskonzepten können die Flächen neu zugeschnitten werden, um z.B. eine kleinteiligere Nutzung oder eine flexible Erweiterbarkeit für wachsende Unternehmen möglich zu machen.
Die prägnanten Hochhäuser am Hafenbeckenpark markieren als Gruppe von drei individuellen Gebäuden gleicher Höhe das Zentrum des Grasbrooks. Durch vielseitige Unterteilungsmöglichkeiten oder vertikale Stapelung bieten sie beste Voraussetzungen für die Ansiedlung von kleinteiligen Büros bis hin zu Großunternehmen in prominenter Wasserlage.
Lagerhäuser F und G am Saalehafen © Thomas Hampel
Denkmalgeschützte Lagerhäuser
Im Hafentorquartier stehen drei historische Lagerhäuser aus verschiedenen Epochen unter Denkmalschutz: die Lagerhäuser D („Bananenreiferei“), F und G. Sie sollen weitgehend erhalten bleiben und umgenutzt werden.
Lagerhaus G
Ältestes Gebäude im Gebiet ist das 1903 errichtete Lagerhaus G ganz im Süden des Hafentorquartiers an der Dessauer Straße. Aufgrund seiner exponierten Wasserlage am Saalehafen bildet der historische Bau gemeinsam mit dem anschließenden Lagerhaus F eine beeindruckende Kulisse entlang der Uferkante des Saalehafens und prägt das Bild des Stadtteils von Süden her.
Bei dem markanten Backsteingebäude handelt es sich um einen Bodenspeicher, der unter anderem zur Lagerung von Tabak und Kakao genutzt wurde. Von Juni 1944 bis April 1945 wurde das Gebäude als Außenlager des KZ Neuengamme und ebenso wie die Nebengebäude als Zwangsarbeitslager für Kriegsgefangene genutzt, die im Hafen Aufräumarbeiten verrichten mussten. In einem Teil des Lagerhauses G soll eine Gedenkstätte zur Dokumentation von Zwangsarbeit und KZ-Außenlagern in der NS-Zeit entstehen.
Lagerhaus G von der Landseite aus gesehen © Thomas Hampel
Lagerhaus F
Das Lagerhaus F steht unmittelbar nördlich von Lagerhaus G und war mit diesem teilweise baugleich, wurde aber im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1957 bis 1961 auf dem alten Fundament wiedererrichtet. Dabei wurden neben den Originalgründungen auch vereinzelt ältere Bauwerksteile, z.B. die Kranportale, wiederverwendet.
Wie bereits sein Vorgängerbau bildet das Lagerhaus F eine städtebauliche Einheit mit dem Lagerhaus G. Die Gebäude sind in einer Fluchtlinie entlang des Dessauer Ufers angeordnet. In regelmäßigem Abstand gliedern schräg vorkragende Windenhäuser die Ost- und Westfassade vertikal. Sie dienten dem Verladen von Waren. Wasserseitig wurden diese über Seilwinden bzw. Drehkrähne aus den Schuten in das Lagerhaus gehievt und landseitig in Züge bzw. auf LKW verladen.
Zukünftige Planungen und Impressionen von der Dessauer Straße im Bereich von Lagerhaus F © Herzog & de Meuron
Lagerhaus D („Bananenreiferei“)
Auch das Lagerhaus D (Baujahr 1958) am östlichen Abschluss des Melniker Ufers am Moldauhafen stellt ein Baudenkmal dar. Hierbei handelt es sich um einen eingeschossigen Hallenbau mit rund 10 Metern lichter Höhe, der auf den alten Gründungen eines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Vorgängerbaus aus dem Jahr 1914 wiedererrichtet wurde. Auch äußerlich ähnelt der Rotklinkerbau mit seinen vorkragenden Windenhäusern dem zeitgleich errichteten Lagerhaus F. Das eingeschossige Gebäude wird noch einige Jahre als „Bananenreiferei“ für die Reifung von Südfrüchten und als Nusslager genutzt, bevor an anderer Stelle im Hafen ein Neubau entsteht und das Gebäude geräumt wird.
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Bildung, Nachbarschaft und Kultur
Der Grasbrook wird ein familienfreundlicher Stadtteil mit guter sozialer Infrastruktur. Dafür werden zahlreiche Angebote der Kinderbetreuung und Bildung geschaffen. Zur Schulversorgung ist eine Grundschule mit bis zu fünf Klassenzügen vorgesehen.
Die Grundschule entsteht direkt am Stadtplatz und ist damit vom Grasbrook und auch von der Veddel aus für die Grundschulkinder sicher und fußläufig erreichbar. Der Schulhof geht in einen angrenzenden Sportplatz über, hinter dem unmittelbar der Park beginnt. Davor liegt das „Dach“ als wetterfeste Freifläche. Alle diese Flächen geben Schüler:innen zusätzlich zum Schulhof viel Bewegungsraum.
Insgesamt sind über den Stadtteil verteilt sieben Kitas mit rund 750 Plätzen geplant – fünf davon im zentralen Wohnbereich des Moldauhafenquartiers, die zwei anderen im Hafentorquartier. Alle Kitas verfügen über direkt angebundene und gut nutzbare Außenspielflächen, die geschützt in den Innenhöfen der Blockstrukturen liegen.
Als zentraler Nachbarschaftstreffpunkt ist ein Community Center vorgesehen – entweder am Stadtplatz oder im zentralen Wohnbereich des Moldauhafenquartiers. Im Erdgeschoss der Wohngebäude können Gemeinschaftsräume für die Bewohner:innen entstehen.
Der Stadtteil erhält zudem mehrere kulturelle Orte: So soll im Hafentorquartier ein Gedenkort im Lagerhaus G entwickelt werden.
Ganz im Nordwesten des Moldauhafenquartiers, am Veddelhöft, ist das Deutsche Hafenmuseum als einzigartiger Kulturbau geplant. Als eines der bemerkenswertesten Museumsprojekte der Gegenwart in Deutschland widmet es sich der Frage, welche Bedeutung Häfen für den weltweiten Handel mit Waren und Dienstleistungen haben. Neben dem Neubau am Elbufer wird das Museum auch in seinem künftigen zweiten Standort ein Zuhause haben, dem historischen Schuppen 50A am Hansahafen. Die aktuell dort liegende Viermastbark „Peking“ wird dann umziehen und an der Kaimauer vor dem neuen Haupthaus zu besichtigen sein.
Bildung, Nachbarschaft, Kultur und Nahversorgung auf dem Grasbook
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