Städtebauliches Konzept
© VOGT Landschaftsarchitekten
Nachbarschaften wachsen zusammen
Der Hafen macht Platz für den neuen Stadtteil Grasbrook. Zugleich entwickelt er sich weiter und öffnet sich als Universalhafen weiteren modernen gewerblichen Aktivitäten mit Hafenbezug. Stadt und Hafen grenzen also künftig unmittelbar aneinander. Diese Nachbarschaft wird für gegenseitige Synergien genutzt und setzt wichtige Impulse für neues urbanes Gewerbe. Auch die unmittelbaren Nachbarschaften zur Veddel, zur HafenCity und Rothenburgsort bieten besondere Rahmenbedingungen für den Grasbrook.
Noch stellen breite Verkehrstrassen, der Elbstrom und mehrere Hafenbecken Barrieren dar, die den neuen Stadtteil von den Nachbarstadtteilen Veddel, Rothenburgsort und der HafenCity trennen. Zudem fehlt es in den über lange Zeit vernachlässigten Stadtteilen Veddel, Rothenburgsort und dem nördlichen Wilhelmsburg an vielen Angeboten.
Daher wird der Grasbrook so geplant, dass auch seine Umgebung von den neuen Angeboten profitiert. So werden auf dem Grasbrook viele Arbeitsplätze für ganz unterschiedlich qualifizierte Menschen entstehen – auf kurzem Weg erreichbar für die Bewohner:innen des Grasbrooks, aber auch der Veddel und anderer benachbarter Stadtteile.
Die Nähe zur Elbe
Die Elbe und der Hafen in Hamburg unterliegen dem Wechsel von Ebbe und Flut mit einem Tidenhub von rund 3,70 Metern. Der Grasbrook liegt zudem im sturmflutgefährdeten Bereich der Elbe. Zum Hochwasserschutz wird für den Grasbrook das bereits in der HafenCity bewährte „Warftkonzept“ zugrunde gelegt: Die neuen Gebäude werden auf Warften errichtet, also auf einem erhöhten Sockel, der in seinem Inneren beispielsweise Raum für Stellplätze und Mobilitätsangebote bietet.
Nahezu der gesamte Stadtteil wird im Vergleich zum heute bestehenden Geländeniveau um 5 Meter aufgehöht. Nur die Promenaden bleiben auf dem alten Höhenniveau. Das neue Hochwasserschutzniveau im Stadtteil beträgt dann 9,70 Meter über Normalnull und berücksichtigt die Prognosen für den steigenden Meeresspiegel und die zunehmenden Hochwasserrisiken in den kommenden 120 Jahren.
Privater und öffentlicher Hochwasserschutz auf dem Grasbrook und der Veddel © büro luchterhandt & partner
Ein Stadtteil – zwei Quartiere
Das Herz des neuen Stadtteils Grasbrook schlägt in seiner Mitte, am nahezu quadratisch geformten Moldauhafen. Hier entstehen die neue Haltestelle der U-Bahn-Linie U4 und der Stadtplatz mit zentralen Einrichtungen wie einer Grundschule, Einzelhandel und Gastronomie. Eine breite neue Brücke für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen führt vom Stadtplatz über die Verkehrstrasse zur Veddel und bindet diese an die U-Bahn an.
Die neue U4-Haltestelle schwebt über dem Moldauhafen und den die Wasserfläche umgebenden Hafenbeckenpark. Drei prägnante 20-geschossige Hochhäuser markieren als Gruppe von drei individuellen Gebäuden gleicher Höhe das Zentrum des Grasbrooks. Dieses Zentrum rund um den Moldauhafen verbindet die beiden Quartiere des neuen Stadtteils: das nördliche Moldauhafenquartier mit seinem Wohnschwerpunkt und das gewerblich geprägte Hafentorquartier im Süden.
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Moldauhafenquartier
Auf einer Halbinsel zwischen Elbe und Moldauhafen liegt das Moldauhafenquartier. In direkter Nachbarschaft zur Veddel bildet es das „Wohnquartier“ im neuen Stadtteil. Mit Läden, Cafés, Dienstleistungen, Kultureinrichtungen, sozialer Infrastruktur sowie Sportangeboten erhält das Quartier einen sehr lebendigen Charakter. Gleichzeitig ist es von abwechslungsreichen Grünflächen, Plätzen und Wasserlagen geprägt. Städtebaulich entstehen im Quartier Moldauhafen unterschiedliche Teilräume von hohem Wiedererkennungswert.
Der Stadtteileingang an den Elbbrücken
Der Stadtteileingang an den Elbbrücken bildet ein großstädtisches Entree zum neuen Stadtteil Grasbrook. Im Nordosten des Quartiers ist die Bebauung aufgrund des Verkehrslärms von den Elbbrücken vorwiegend für Büronutzungen vorgesehen. Eine Kombination von Riegelbauten und bis zu 11-geschossigen Hochpunkten schafft den notwendigen Lärmpuffer zur dahinter liegenden Wohnnutzung. In diese Bebauung sind die Einfahrten zu den unterirdischen Anlieferzonen und Quartiersgaragen integriert, die es ermöglichen, dass das Moldauhafenquartier weitgehend autofrei bleibt.
Der Stadtplatz als urbanes Zentrum
Am zentral gelegenen Stadtplatz kommen die meisten Bewohner:innen, Beschäftigten und Besucher:innen an – per U-Bahn, zu Fuß oder mit dem Rad über die neue Veddeler Brücke. Der Stadtplatz wird zu einem Ankunftsort und zum urbanen Zentrum des Grasbrooks und der Veddel. Auf der Südseite des Platzes führt eine großzügige Treppenanlage hinunter zum Moldauhafenbecken mit seinem tidebeeinflussten Wasser. Vom Platz öffnet sich eine zentrale städtebauliche Achse zum großen „Dach“ und durch den zentralen Park bis zur westlichen Landspitze am Veddelhöft. Das neu gebaute Dach erinnert an das beeindruckende Schleppdach des früheren Überseezentrums aus den 1960er Jahren. Der überdachte Freiraum stellt einen besonderen öffentlichen Begegnungsort dar, dessen Wirkung bis auf die benachbarte Veddel und darüber hinaus ausstrahlen wird.
Entlang der Parkpromenade © Herzog & de Meuron, VOGT Landschaftsarchitekten
Der zentrale Park mit den Wohninseln
Der mit fünf Hektar besonders großzügig geplante Park unterstreicht die Bedeutung der Freiräume für den gesamten neuen Stadtteil. Seine Dimension führt auch dazu, dass sich die Bebauung des Moldauhafenquartiers am Elbufer und am Stadtteileingang konzentriert. Nördlich des Parks gruppieren sich die fünf sogenannten „Wohninseln“: 7- bis 12-geschossige Wohnhäuser in offener Blockrandbebauung. Die Wohninseln sind je nach Lage unterschiedlich groß und bieten sehr vielfältige Gebäudetypologien. Ziel ist eine ökologische Bauweise mit großen begrünten Wohnhöfen, die sich zum Park hin öffnen.
Markante Wohnhäuser direkt an der Elbe
Zweiter Wohnungsschwerpunkt ist die „Nordkante“: eine lange Reihe von Wohnhäusern an der Wasserkante zur Norderelbe. Mit ihrem Wechsel aus Punkthochhäusern und Riegelbauten entwickelt die Nordkante eine markante Silhouette an der Elbe und zur gegenüberliegenden HafenCity. Zwischen der nördlichen Kante und den Wohninseln, in Ost-West-Richtung der Elbe, liegt der Grasbrook Boulevard, der als Fahrradstraße und für den ÖPNV ausgebildet ist. Grüne Achsen kreuzen in Nord-Süd-Richtung den Boulevard und sorgen für gute Wegebeziehungen im Quartier.
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Hafentorquartier
Südlich des Moldauhafens und westlich des Saalehafens liegt das Hafentorquartier. Unmittelbar neben dem weiterhin für den klassischen Umschlagbetrieb genutzten Terminal O’Swaldkai entsteht ein zukunftsfähiger Gewerbestandort mit vielfältigen Gebäudetypologien für Forschung und Entwicklung, für digitale Unternehmen, Dienstleistungen und urbane Produktion. Die meisten der angestrebten 16.000 Arbeitsplätze auf dem Grasbrook werden hier im Hafentorquartier entstehen.
Das Hafentorquartier gliedert sich in einen nördlichen Teil mit der sogenannten „Bananenreiferei“, den Bereich an der Dessauer Straße mit den historischen Lagerhäusern F und G sowie der Bebauung am östlichen Saalehafen. Wohnen wird im Hafentorquartier nicht möglich sein, da es im Geltungsbereich des Hafengebiets verbleibt. Die grünen Freiräume mit ihren Wasserzugängen und Sportmöglichkeiten stehen jedoch nicht nur den hier arbeitenden Menschen, sondern auch Besucher:innen und Bewohner:innen der Veddel und des Moldauhafenquartiers zur Verfügung.
Zukunftsfähiger Gewerbestandort – exzellent erschlossen und vernetzt
Wer künftig zum Arbeiten oder zu Freizeitzwecken ins Hafentorquartier kommt, nutzt die diagonal über dem Hafenbecken liegende Haltestelle der U4 oder kommt zu Fuß oder mit dem Fahrrad über die neue Moldauhafenbrücke im westlichen Teil des Grasbrooks. Die umgestaltete Sachsenbrücke wird wie bisher auch dem Autoverkehr dienen. Zugleich wird über die Sachsenbrücke die leistungsfähige Erschließung für die Wirtschafts- und Güterverkehre gewährleistet.
Der Hafen Boulevard © moka-studio GbR
Denkmalgeschützte Lagerhäuser als neue Orte für moderne Arbeitswelten
Ein 20-geschossiges Hochhaus bildet den Auftakt für den Teilraum an der Dessauer Straße. Das Gebiet zeichnet sich besonders durch seine Mischung aus denkmalgeschützten historischen Lagergebäuden und Neubauten aus. Ein lang gezogener und parkähnlicher Grünzug entlang der Lagerhäuser verleiht dem Stadtraum auch einen grünen Charakter und bietet Sport- und Spielmöglichkeiten.
Drei denkmalgeschützte Lagerhäuser am Moldauhafen (die „Bananenreiferei“) und am Saalehafen (Lagerhäuser F und G) bilden durch ihre eindrucksvolle Größe und Bebauungsdichte Vorbilder für die Neubauten im Quartier. Die großen Bauvolumina sowohl der Bestands- als auch der Neubauten lassen in ihrem Gebäudeinneren ein hohes Maß an Nutzungsflexibilität zu. Vielfältige Arbeitswelten können hier nebeneinander stattfinden.
An der Ostseite des Saalehafens (Hallesches und Dresdner Ufer) bildet eine Bebauungskante das Gegenüber der historischen Lagerhäuser. Vier Gebäude werden dort auf dem schmalen Streifen zwischen Ufer und der dahinter liegenden viel befahrenen Straße des Hafenverkehrs errichtet. Eine Promenade verläuft direkt am Ufer entlang und verbindet diesen Teil des Quartiers mit dem Hafenbeckenpark.
Belebte Erdgeschosse und öffentliche Räume
Vor dem Hintergrund der überwiegend gewerblichen Nutzung des Hafentorquartiers sind belebte Erdgeschosse und Nutzungsangebote im öffentlichen Raum besonders wichtig, damit die Quartiere auch in den Abendstunden und am Wochenende belebt sind. In den Erdgeschossen sind daher Funktionen vorgesehen, die den ansässigen Firmen eine Sichtbarkeit im Stadtraum geben – etwa Showrooms, Ausstellungs- und Verkaufsflächen oder Kantinen.
Neue Arbeitswelten im Hafentorquartier © moka-studio GbR